Ein 1. Mai der besonderen Art

 

1. Mai 2020, Tag 46 des Lockdowns in Luxemburg.

Weltweit verzeichnen wir über 3,4 Millionen Covid-19-Fälle, von denen 1/3 als geheilt gelten. Bislang sind 244 229 Menschen der Pandemie zum Opfer gefallen. Luxemburg verzeichnet derweil 3812 Fälle, davon 92 Todesopfer. Die drastischen Massnahmen, welches das gesamte Land in wenigen Tagen fast zum kompletten Stillstand gebracht haben, scheinen Früchte zu tragen. Die Zahl weiterer Neuinfektionen steigt momentan weniger schnell an, dies ermöglicht dem medizinischen Personal eine Verschnaufpause.

 

Vorsichtig aus dem Dornröschenschlaf

Und bis auf die Baubranche liegt das Land weiterhin im Dornröschenschlaf. Die Primaner können am 04. Mai starten. Eine weitere Lockerung ist für die erste Maihälfte geplant. Das Öffnen der Schulen und des Einzelhandels wird zur Bewährungsprobe für uns alle werden. Einerseits wollen wir ein Stück unserer Freiheit bzw unserer Normalität zurückgewinnen, andererseits schwingt Ungewissheit oder gar Angst mit. Eltern fragen sich ob Schulen und Kindertagesstätten nicht zu neuen Virenbrutstätten werden, Einzelhandelskaufleute messen ihre Ladenflächen und rechnen wie vielen Kunden sie gleichzeitig Einlass gewähren können. Nach der Toilettenpapierrevolte und dem Ansturm auf Gartengeräte und Blumenerde, gilt die Belagerung der Barbiere und Friseurläden als unvermeidlich.

 

#bleifdoheem, #netOunimengMask

Ein neuer Slogan prägt seit einigen Tagen unseren «neuen» Alltag, neben #bleifdoheem heisst es jetzt #netOunimengMask. Die Maskenpflicht hält Einzug im Alltag, sei es im öffentlichen Transport, in Supermärkten, an Arbeitsplätzen, überall dort wo man diese magischen 2-Meter-Distanz nicht einhalten kann. Die Maske ist wohl nur ein komplementärer Schutz zu unseren sechs neuen Freunden, auch Schutzgesten genannt, doch zusammen betrachtet, bieten sie derzeit den bestmöglichen Schutz gegen diesen kleinen, heimtückischen Corona-Bastard. Und mal ehrlich, setzt man zum ersten Mal die Maske auf, bevor man eine Bank betritt, wird so mancher sich ein Schmunzeln kaum verkneifen können, oder? Ich höre schon die Schreie der Vermummungsgegner!

 

Aufeinander Acht geben

Doch auch nach 46 Tagen heisst es Durchhalten. Es gilt vor allem nicht dem Leichtsinn zu verfallen. Unser Leben ist ein anderes geworden. Anfangs der Krise wurde einem als Eisenbahner und Eisenbahnerin richtig bewusst, dass wir auf Grund unseres Berufes mit in der ersten Reihe stehen und zu den Kernfunktionen des Landes gehören. Wir konnten und können nicht stillstehen. Dies bedeutet aber auch, dass unser miteinander im Betrieb ein anderes werden musste. Es heisst nun bewusst einen auf den anderen Acht geben. Das Wahrnehmen unserer eigenen Angewohnheiten hat sich verändert. Schon verrückt, wenn einem auf einmal auffällt, wie oft am Tag man sich eigentlich im Gesicht berühren will. Und auf einmal fragt man sich selber, wann man sich denn zuletzt die Hände gewaschen hat.

 

Homeoffice, Zeitsparkonten, Ausspannen

Auch unsere Arbeitsweisen werden sich womöglich mit dieser sanitären Krise dauerhaft ändern. Im Bereich «Homeoffice» z.B. besteht jetzt die Möglichkeit ein Regelwerk zu erstellen, das Bestand haben kann über die Corona-Krise hinaus. Auch in Punkto Arbeitszeitaufteilung kann man die eine oder andere Lehre ziehen, gekoppelt an Überlegungen zu den Zeitsparkonten. Nichtsdestotrotz gilt es auch in Corona-Zeiten auszuspannen und zur Ruhe zu kommen. Jeder Einzelne von uns erlebt mehr oder weniger einen bis dato unbekannten Stress, nämlich nicht zu wissen, was als nächstes kommt und doch gefordert zu sein sich kurzfristig an Neues anzupassen. Auch wenn der diesjährige Flug in die Ferne nicht stattfinden kann, Geist und Seele brauchen Ruhe und müssen ausspannen. In diesem Sinne: bleibt alle gesund, wir sehen uns!

 

Mylène Bianchy