EI: Treffen der Gewerkschaften SYPROLUX und Landesverband beim Dienstchef EI


Es brodelt schon länger unter den Fahrdienstleitern

Die Arbeitsbedingungen verschlechtern sich zusehends, die Zunahme an Baustellen auf dem Schienennetz erfordert stets mehr Konzentration des Einzelnen, die Abwanderung von Fahrdienstleitern bzw deren Abzug hin zu anderen Aufgabenfeldern sorgt für Missmut bei den Bleibenden. Der Zuwachs an neuen auszubildenden Fahrdienstleitern ähnelt derzeit einer nicht enden wollenden Durststrecke. Und auch wenn die CFL als «essenzielles Unternehmen» seit Beginn der sanitären Krise eingestuft wurde, so hat dies das Covid-19 Virus wenig beeindruckt, das somit sein Unwesen trieb.

Aus diesen Gründen trafen sich die Personalvertreter beider Gewerkschaften, SYPROLUX und Landesverband, vor Kurzem mit der Obrigkeit des EI, um gemeinsam nach gangbaren Lösungen bzw Lösungsansätzen zu suchen.

Krankenstand im Höhenflug

Seit dem 01. Januar 2022 zählte man bei den Fahrdienstleitern auf dem gesamten Netz rund 2900 Tage/Schichten, die durch Krankmeldun gen ausgefallen sind. Das sind +/- 30 Krankmeldungen pro Tag.

Die Region «EI-Centre» allein schlug mit 335 Tage/Schichten (+/- 4Krankmeldungen pro Tag) zu Buche. Bei den Krankmeldungen handelte es sich nicht ausschliesslich um Coronafälle, sondern man erlebte auch eine Grippewelle (Influenza, Norovirus), welche sich stärker auswirkte als in den Jahren zuvor.

Und so schnellte ein Durchschnittskrankenstand von 3,5% auf über 11%.

Das Nichtbesetzen von Posten: an und für sich ein NoGo?

Dieser hohe Krankenstand hatte zur Folge, dass querbeet 55 Fahrdienstleiter-, 91 Aufsichts-und 83 andere Posten/Schichten (z.B. AUKI) nicht besetzt werden konnten. Somit steigt das Arbeitspensum und der damit verbundene Stress auf den einzelnen Mitarbeiter an, was wiederum den Weg für Gefahrenquellen ebnet.

Brennpunkt: Stellwerk Luxemburg (PdL)

Die Standardbesetzung des PdL liegt bei 4 Fahrdienstleitern. In den Augen des SYPROLUX kann der Zugbetrieb mit 3 Fahrdienstleitern nur in den Fällen aufrecht erhalten werden, in denen keine Baustellen (sowohl langfristig wie kurzfristig geplant) ausgeführt werden. Des Weiteren müsste die Lupenbegrenzung in diesen Fällen aufgehoben werden.

Sollte auf einer Schicht nur noch 2 Fahrdienstleiter vor Ort sein, ist diese Situation untragbar. Hier stellt sich klar die Frage, wer am Ende des Tages die Verantwortung bei Störfällen übernimmt. In solchen Fällen muss ein

«réserviste» aus Wasserbillig oder Kleinbettingen (Stellwerke, die mit 2 Fahrdienstleitern besetzt sind) auf den PdL ausweichen.

Man könnte ebenfalls sogenannte Notfallfahrdienstleiter einführen, welche heute administrative Posten bekleiden und mit einer Requalifizierung auf dem Stellwerk Luxemburg gegebenenfalls wieder eingesetzt werden könnten.

Die Abwanderung von Personal verschärft die Situation

Im Laufe des Jahres 2020 bis zum März 2022 haben allein im Bereich der Region «Centre» 16 Mitarbeiter ihren ursprünglichen Posten als Fahrdienstleiter verlassen. Dies durch Pensionsabgänge, aber vor allem durch Postenwechsel innerhalb des Service EI.

Corona und hohe Durchfallquote im Examen vollenden das Übrige

Im Frühjahr 2020 konnten 6 neue Fahrdienstleiter für den PdL qualifiziert werden. Das entspannte die Personalbestandslage kurzzeitig. Seit dem Beginn der sanitären Krise sind mehr als 6 Fahrdienstleiter vom PdL abgewandert oder abgezogen worden. Diese Verluste konnten nicht aufgefangen werden, weil die Anzahl der Reservisten, die man während der Pandemie ausbilden konnte, sehr gering war. In Punkto S/0- und S/1-Auszubildende ist die Rate mager, da in den letzten beiden Klassen nur jeweils 2 Kandidaten ihre Abschlussprüfungen mit Erfolg abgelegt hatten. Des Weiteren konnten durch Lockdown und weitere Einschränkungen im öffentlichen Leben, nur wenige aktive und vor allem sichtbare Kampagnen durchgeführt werden, was natürlich für Rekrutierungsprozesse wenig förderlich ist.

Umso förderlicher wäre es, wenn man an der Stellschraube der Attraktivität des Berufbildes drehen würde. Als SYPROLUX sind wir der Meinung, dass die Fahrdienstleiter des PdL sehr wohl ein Plus an Verantwortung haben, die einen sogenannten «poste à responsabilité particulière» bzw eine Risikoprämie rechtfertigen würden.

Wenn es mehr Löcher zu stopfen gibt als Garn vorhanden ist

Derzeit sind in der Zentrumsregion 3 S/1-Kandidaten, die sowohl in Kleinbettingen, als auch in Wasserbillig ausgebildet sind. Zwei weitere Fahrdienstleiter befinden sich im «Congé Parental».

Bei den 3 S/1-Kandidaten war vorgesehen diese von Januar bis März vollzeitig auf dem PdL auszubilden, damit die Qualifikation Ende März stattfinden könnte. Nun bedingt durch den hohen Krankenstand und das Ausleihen von Fahrdienstleitern an andere Stellwerke, wird es bis Mai bzw Juni dauern, um die Qualifikationen auf dem PdL vornehmen zu können.

Erschwert wird die Situation, dadurch dass die sogenannten «mutation pour raisons de service» auf ein Minimum reduziert wurden seitens der Personalabteilung, da durch den chronischen Mangel an Personal wiederum andere Arbeitsposten nicht besetzt werden können in anderen Regionen des Netzes. Hinzu kommt, dass eine Versetzung auf einen anderen Posten, welcher ausgeschrieben wurde, von dem potenziellen Kandidaten innerhalb von 6 Monaten besetzt werden muss. Das bedeutet, dass die 2 Kollegen, die sich auf Posten der BLZ gemeldet und eine Zusage erhalten haben, auch im Laufe des Jahres ihren Dienst dort antreten werden.

Lamentieren hilft nichts, Lösungen und Führungsstärke müssen her

Während des Gesprächs sind von beiden Seiten diverse Lösungsansätze unterbreitet worden und sollen auch wie besprochen umgesetzt werden:

• es werden keine Arbeitsposten mehr geschaffen, die von vorneherein mit Fahrdienstleitern besetzt werden sollen;

• der Posten des «AUKI» wird nicht mehr mit Reservisten aus dem Pool der Fahrdienstleiter besetzt werden, die auf dem PdL ausgebildet sind. Aus dem Grund können momentan nur 3 Mitarbeiter diesen Posten besetzen, bis weitere Mitarbeiter der M-Laufbahn folgen;

• kurzfristig wird ein ehemaliger Fahrdienstleiter aus der BLZ wieder abgerufen und zeitweilig auf dem PdL eingesetzt, ein weiterer könnte folgen;

• aus der Region Süden hat sich ein Reservist für die Region Zentrum gemeldet, dieser kann aber erst eingesetzt werden, wenn er das S/1-Examen im 2. Anlauf schafft;

• aus der «QSE»-Abteilung wird eine «cellule formation». Man erwartet sich eine effizientere Begleitung der Auszubildenden und somit eine bessere Erfolgsquote im Abschlussexamen;

• die RH-Abteilung des «Recrutement» wird künftig wieder stärker und gezielter auf Einstellungskampagnen setzen in Schulen und über die verschiedenen Presseorgane. Des Weiteren wird ebenfalls in der Grossregion nach geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten Ausschau gehalten werden.

Weiterbildung nicht vergessen

Im Herbst wird eine neue Version des RGE/ RGI veröffentlicht. Hier ist ein Tag Ausbildung (cours de recyclage) pro Fahrdienstleiter geplant.

Wenn ein AUKI ausfällt

Sollte der AUKI-Posten nicht besetzt sein, so müssen die Verspätungen sämtlicher betroffenen Züge vom Fahrdienstleiter (FdL) aufgenommen werden. Dies gilt für den Regelfall. Bei einer Störung im Betriebsablauf werden diese Arbeiten nicht mehr vom FdL ausgeführt, da dieser sich auf sein Aufgabenfeld konzentrieren muss.

Vergütung für die Ausführung weiterer Aufgaben

Bis zum 05/04/2022:

• Posten des AUKI nicht besetzt: dem Posten PdL 4 wurde die Hälfte der Arbeitsstunden in Überstunden zugestanden;

• Posten des PdL 4 nicht besetzt: dem Posten PdL 2 wurde die Hälfte der Arbeitsstunden in Überstunden zugestanden.

Ab dem 05/04/2022 werden die zusätzlich geleisteten Stunden gleichmässig auf sämtliche Fahrdienstleiter der Schicht verteilt, da jeder einzelne einen Teil der Aufgaben übernimmt.

Hier 2 Beispiele:

• Posten des PdL 4 ist nicht besetzt (8 Stunden Schicht): 50% der Schichtdauer werden gleichmässig auf die verbleibenden 3 Fahrdienstleiter verteilt. Dies bedeutet konkret 4 Stunden = 240 Minuten = 80 Minuten pro Fahrdienstleiter

• Posten des AUKI ist nicht besetzt (6 Stunden Schicht): 50% der Schichtdauer werden

gleichmässig auf die 4 Fahrdienstleiter verteilt. Dies bedeutet konkret 3 Stunden = 180 Minuten = 60 Minuten pro Fahrdienstleiter. Über das IVU-System hat jeder Fahrdienstleiter Einsicht und die Übersicht über seine Stunden in der Kategorie «Décompte».

Safety & Trafic Controller

Hier muss dringend eine erste Bilanz gezogen werden, wie dieses Projekt bisher verläuft. In diesem Zusammenhang könnte man ebenfalls eine aktualisierte Bestandsaufnahme der «postes à mouvement intense» vornehmen. Und man müsste überlegen, ob man mit diesem Prinzip nicht die eigene Personalpolitik blockiert, dies besonders bei Stellwerken, die nur mit 2 Fahrdienstleitern besetzt sind.

Für den SYPROLUX

Luc Plier, David Bollendorff