Anstehende Arbeitsdossiers wie die Reform des Bereitschaftsdienstes, neue Dienstpläne im Tiercé (Dreischichtbetrieb), Änderungen im Disziplinarrecht (OG10 - culture juste) werden uns sicherlich in den nächsten Monaten beschäftigen. Hinzu kommen Themen wie ein besserer Schutz vor Übergriffen im öffentlichen Verkehr und eine Aufwertung verschiedener Bahnberufe. Diese Themen können wir in unserer kleinen Komfortblase mit Fleiß und Ausdauer bearbeiten. Das ist unser Handwerk, unsere tägliche Aufgabe.

Manchmal muss man aber auch einen Blick aus dieser „Blase“ heraus riskieren und sehen, was um uns herum passiert. Dabei geht es nicht darum, sich mit irgendwelchen Supermächten zu messen oder sich berufen zu fühlen, hochtrabende außen- oder innenpolitische Erklärungen abzugeben. Die Beobachtung, Analyse und Schlussfolgerung von innen- und außenpolitischen, sowie wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen müssen hingegen sein. Denn es ist wichtig, in bestimmten Bereichen klare Kante zu zeigen.

Am 27. Januar 2025 jährte sich die Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz zum 80. Mal, am vergangenen 6. Juni gedachten wir des Tages der Befreiung und des Endes des nationalsozialistischen Terrors in Europa. Was aber in vielen Köpfen immer mehr zu verblassen scheint, ist die Erinnerung an die Umstände und Entwicklungen, die dazu führten, dass alles um uns herum vom braunen Mob besetzt wurde.

Wer sich erinnert, wer ein Geschichtsbuch zur Hand nimmt (ob in Papierform oder digital, ist egal), wer den täglichen Nachrichtenkonsum überprüft, erkennt erschreckende Parallelen zu vergangenen dunklen Zeiten. Die Zugewinne rechter und rechtsextremer Parteien sind da und so deutlich wie einst die Ergebnisse der NSDAP. In den Niederlanden und in Belgien regieren die braunen Socken, in Frankreich hat sich die Rechte einen harmlos-biederen Namen gegeben. Aber alles ist in Ordnung, alles ist gut. Das Volk hat gewählt.

Und überhaupt: Schuld sind immer die anderen, die aus anderen Ländern. Die anders denken, anders reden, einfach anders sind. Ausländer abschieben oder „remigrieren“, Hauptsache raus. Dumpfe Parolen offen wiederholen, irgendwann werden sie wahr, wenn man nur fest genug daran glaubt!

Und im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, das unserem Kontinent einst zur Freiheit half, regiert ein Präsident, der sich als von Gott auserwählt bezeichnet. Er produziert am laufenden Band menschenverachtende Dekrete, fabuliert von Gebietserweiterungen und will gleichzeitig Grenzmauern errichten. Und sein Gefolgsmann, nicht faul, übt schon mal den Führergruß. Manch einer ist begeistert von solch braunem Gebaren und wünscht sich gar, Elon möge im Luxemburger Parlament eine Kostprobe seiner verdrehte Gedanken geben.

Menschenrechte werden in politischen Diskursen uminterpretiert und europäisches Recht gebogen und gebeugt, dass die Balken brechen. Und einer der größten Brandstifter der Gegenwart kommt aus dem Sauerland. Diese Turbo-Entwicklung vom AfD-Basher zum flirtenden, heiratswilligen Mehrheitsbeschaffer ist schon famos. Die Brandmauer ist eingerissen und an die Grenzen zu Wasser und zu Land gehören wieder Polizisten.

Und was tun wir? Was sagen wir? Stille.

Nein, das alles ist nicht harmlos! Das alles passiert jetzt, hier, um uns herum und mitten unter uns.

Wir müssen aufwachen! Wir wissen, was sie tun! Und was noch schlimmer ist, die wissen auch ganz genau, was sie tun! Deshalb gibt es für uns nur eine Möglichkeit: Wir sagen Nein!