Mitte September: der Schulanfang steht vor der Tür und der Arbeitsalltag nimmt weiterhin Fahrt auf. Mit Covid-19 aber ist definitiv alles anders. Neue Reflexe begleiten uns. Hat man sich noch vor einem Jahr eher für Schulmaterial oder Herbstkleidung interessiert, so plant man 2020 erst einmal einen Termin für den nächsten Corona-Test nach dem Urlaub. Man sorgt sich um die Zahl der Neuinfektionen. Vor allem aber steht die Frage im Raum, wie diese sich in den kommenden Wochen entwickeln wird, wenn der Schulbetrieb und das Arbeitsleben weiter hochgefahren werden.

Alle gesund?

Doch der Sommer liess uns auch über so manches schmunzeln. Der Maskenhandel floriert, das neue Schutz- oder/und Modeaccessoire gibt es mittlerweile in allen Farben und Mustern, mit oder ohne Schriftzug. Die verschiedenen Rankings im Sprachgebrauch werden für das Jahr 2020 sicherlich lustig, wenn auch nicht unbedingt überraschend. Der meist gesagte Satz: „Sch…, ich hab‘ meine Maske vergessen!“ geht Hand in Hand mit der meistgestellten Frage der Saison im Restaurant: „Na, alle gesund an diesem Tisch?“

Covididiot mit Aluhut

Der Sommer bescherte uns aber auch Erschreckendes, schier Unverständliches. Dies bringt mich zur Überlegung, dass wir mit „Covididiot“ dem Wort des Jahres sehr nah kommen. Und ein Comeback könnte es durchaus für den „Aluhut“ und den „Verschwörungstheoretiker“ geben. In Deutschland versucht eine wilde Horde den Reichstag zu stürmen, in Frankreich kriechen die Gelbwesten wieder aus ihren Löchern und ein gefallener luxemburgischer Radprofi ruft zum Anticorona-Sturm auf Luxemburg auf.

Da kommt man aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr raus. Aber als Maskenträger und Befolger der Schutzgesten zähle ich ja sowieso zu denjenigen, die den Gleichschaltungsnanochip von Bill Gates eingepflanzt bekommen haben. Dass aber in dem “Alu-ich-willmein-Recht-auf-mein-Virus“-Morast eigentlich der braune Mob sich der Debatte bemächtigt, scheint die Wenigsten zu stören.

Es brodelt im Stahlkessel

Schwarze Wolken ziehen indes am Stahlhimmel in Luxemburg auf. Der Stahlkocher Arcelor-Mittal plant den Abbau von 570 Arbeitsplätzen. Zur Erinnerung: mit 3900 Arbeitsstellen (Januar 2020) fiel das Unternehmen auf Platz 5 der größten Arbeitgeber in Luxemburg, und rangiert somit hinter Post, CFL, Cactus und Dussmann. 2014 belegte Arcelor-Mittal noch Platz 1 mit 4600 Mitarbeitern. Nun sollen dann 14,6% der Belegschaft weg.

Befremdlich ist der Dialog- und Kommunikationsstil der Arcelor-Mittal-Führung. Die Nachricht ereilt Gewerkschaftsvertreter und Regierung über die Presse. Und irgendwie fehlt da ein Stück vom Film. Wo sind denn, Szene 1: Briefwechsel bzw. Telefongespräch mit der Ankündigung, dass man reden muss? Szene 2: Regierung beruft Stahltripartite ein, zwecks Lösungsfindung nach luxemburgischen Sozialmodell? Nein, so ist es nicht! Stattdessen versucht ein Businessman mittels Pressemitteilung Sozialpartner und Regierung, und nicht zuletzt die Belegschaft vor vollendete Tatsachen zu stellen. Eine ungeheure Frechheit seitens eines Unternehmens, welches über Jahrzehnte mittels staatlicher Rückendeckung, gewinnbringende Geschäfte abwickeln konnte. Einen schlechteren Start für wie auch immer gelagerte Verhandlungen kann man eigentlich gar nicht hinlegen. Als SYPROLUX werden wir dieses Dossier mitverfolgen und sichern unseren Kollegen des LCGB und OGB-L unsere Unterstützung zu.

Bei den CFL geht uns die Arbeit ebenfalls nicht aus. So werden die Arbeiten zu den Bestimmungen des „Télétravail“ abgeschlossen, das Dossier der Zeitsparkonten wird in Angriff genommen. Des Weiteren sollen die Bestimmungen in Bezug auf die „Inaptitudes physiques“ (OG3, Chapitre XII) in den kommenden Monaten neu formuliert werden. Abänderungen in der I-Laufbahn (infrastructure) sind angedacht, um diese Sparte attraktiver zu gestalten. Und in punkto Personalvertretung werden wir als SYPROLUX mit der Gründung einer neuen internen Betriebskommission, welche sich mit der Problematik der Kollegen des „cadre hors statut“ befassen wird, einen neuen Weg beschreiten.

Demnach werden Langeweile und Ruhe uns so schnell nicht ereilen. Passt auf Euch auf!

Mylène BIANCHY