Montagmorgen, der Kalender zeigt den 20. März. «Wird eine Seite reichen?», fragt der Generalsekretär etwas verdutzt nach, als die Verfasserin dieser Zeilen ihm die Eckdaten des Leitartikels preisgibt. «Passt schon!», antwortet diese und starrt erst Mal weiter auf ein leeres Blatt. Auf luxemburgisch würde man jetzt sagen: «Eng richteg geschitte Geschicht!»

SCHWEIN GEHABT

Während in Luxemburg, Regierung, Patronat und Gewerkschaften mit dem aktuellen Tripartite-Abkommen bewiesen haben, dass das Luxemburger Sozialmodell sehr wohl noch lebt, ist man mit dem Bankrott der Silikon Valley Bank und der, in extremis abgewickelten, Übernahme der Crédit Suisse durch die UBS, einer weiteren Schweizer Bank wohl knapp an einer erneuten Finanzkrise vorbei geschrammt.

ENGELSHAFTE BEGEGNUNG

Für das Seelenheil des Luxemburger Finanz- und Wirtschaftsplatzes ist zu hoffen, dass dieser den Abgang Luc Friedens an den Spitzen von BIL und FEDIL verkraften wird. Vom Topexperten im hiesigen Wirtschaftsolymp zum volksnahen designierten Spitzenkandidaten der grössten Oppositionspartei, das ist jetzt nicht die kleinste Herausforderung, kommunikationstechnisch gesehen. Insbesondere wenn man bei einem Pressetermin im Herzen der Stadt Luxemburg an der Tramstation, einer jungen luxemburgischen Sing-und Songwriterin über den Weg läuft, die erhobenen Hauptes, einem Engel gleich an ihm vorbei, samt Pressetross, in die Tram schreitet. Nun ja, schwarzer langer Ledermantel, helle Sneakers und eine kleine Handtasche lässig über der Schulter baumelnd, da können Rollkragenpulli und Aktentasche nur schwer mithalten.

À PROPOS KOMMUNIKATION

Als SYPROLUX sind wir derzeit ebenfalls mit dem Pilgerstab unterwegs, sprich wir treffen uns mit verschiedenen Parteien, um ihnen unsere Forderungen zu unterbreiten. Hauptthemen dieser Unterredungen sind unter anderem:

• die Sicherheit im öffentlichen Transport zu der die Schaffung einer Polizeieinheit für den gesamten öffentlichen Transport gehört, eine bessere gesetzliche Absicherung CFL-Mitarbeiter im Falle von Übergriffen, technische Installationen (Sicherheitswände oder -kabinen) in sämtlichen Bussen;

• die Wichtigkeit der «contrats de service public» für Schiene, Infrastruktur und Bus;

• die Absicherung des Eisenbahnerpersonalstatuts samt seiner Angliederung an den öffentlichen Dienst.

Für uns als SYPROLUX ist es unabdingbar, dass jede Partei, welche den Anspruch hegt, dieses Land zu regieren, klar erkennt, dass jeder/jede Bürger*in ein Recht auf Mobilität hat und dass der öffentliche Transport als Daseinsvorsorge anzusehen ist.

DURACELL HASEN WOHIN MAN SCHAUT

Ein Blick in die sozialen Medien, oder ganz «oldschool» in den Briefkasten, genügt, um zu erkennen, dass der Wahlkampf längst Fahrt aufgenommen hat. Parteien laden zu allen möglichen Events, Konvents und was es sonst noch so gibt, ein. Vorstellen von Kandidatenlisten am laufenden Band. Und ganz wichtig: niemals das Selfie vergessen! Vor, währenddessen, nachher bei was auch immer sie tun. Wenn man das Gewusel von manchen Kandidat*innen sieht, liegt der Gedanke an die kleinen rosa Hasen nicht weit entfernt. Sogar die letzten Karnevalsumzüge werden von der Politprominenz und von denen, die sich zu ihr zählen, gekapert. Richtig «spooky» wäre es, wenn die als «Gecken» getarnte Kandidaten*innen in ihrem Aufzug tags darauf ihre bunten Wahlflyer durch die Gegend austragen würden. In den Medien liest man die Schlagzeilen: «Springfield im Süden Luxemburgs entdeckt! Marge und Homer Simpson verfügten schon ihr Leben lang über doppelte Staatsbürgerschaft». In Fine, wird auch dieses Wahljahr an uns vorüber gehen.

MITSPRACHERECHT IST GESETZLICH VERANKERT

2024 stehen Wahlen in den Betrieben und bei der «Chambre des Salariés» an. Ein wichtiger Termin für Arbeiternehmer*innen und Gewerkschaften, denn es gilt die Vertreter*innen zu wählen, welche mit Blick auf die CFL, die Interessen der Eisenbahner*innen in den kommenden fünf Jahren vertreten sollen. Um den Sozialdialog bei den CFL attraktiver und effizienter zu gestalten, fordern wir eine schnelle Anpassung der Gruppe der «services centraux», in dem man die sogenannten «services d’appui et de support» in einer Delegation lässt. Die Bereiche des GI, PI und II sollen in einer neuen Delegation zusammengefasst werden. Des Weiteren sollen die Mitarbeiter*innen in ihren jeweiligen Bereichen wählen, und zwar unabhängig von ihrem Dienstgrad. Eine weitere Forderung ist es, auf Grund ihrer Anzahl dem Teil der Belegschaft, welche in der D-Laufbahn eingegliedert ist, endlich das Wahlrecht zu zugestehen, so wie es das Gesetz zur Mitsprache in den Betrieben vorsieht. Die Kollegen*innen aus der D-Laufbahn sollen ebenfalls in ihren jeweiligen Abteilungen und für die Zentraldelegation ihr Votum abgeben können. Als SYPROLUX werden wir auf jeden Fall alles daransetzen, um dieses Vorhaben durchzusetzen. Jede/jeder Eisenbahner*in hat ein Anrecht auf eine Stimme, welche sich für ihre Anliegen erhebt.

Mylène BIANCHY